Bilder, Fotos und Skulpturen: sehr unterschiedliche künstlerische Arbeiten und Arbeitsweisen erwarteten die Besucher bei der zweitägigen Ausstellungsaktion auf dem Kunst-Bauernhof an der Schattbachstraße 77. Diese stand, dem Standort entsprechend, unter dem Motto „77“.
Neben der Vielfältigkeit der Kunstwerke und ihrer Stilrichtungen war auch allein die Anzahl der Ausstellerinnen und Aussteller beeindruckend: 25 Künstler brachten die drei Organisatoren Veronika Zoller, Klaus Teichmann (Besitzer des Hofes) und Karsten Hensing zusammen. Die Scheune und der Speicherboden dienten dabei als geräumige, wenn auch witterungsbedingt recht kalte Ausstellungsflächen.
Doch zurück zu den Bildern und Objekten. In der Scheune setzten deshalb unter anderem mit Tusche gezeichnete Tänzerinnen (Ilse Straeter) neben einem großformatigen mit Acryl gemalten Bild der Tetraeder-Halde (Evelyn Koch) sowie den auf Öl gemalten, etwas geheimnisvoll wirkenden Stillleben (Illian Sagenschneider) deutliche Gegensätze. Die fotorealistischen Ölbilder von Gerd Petermeyer zu alten Industrieanlagen und aufgerissenem Kopfsteinpflaster standen wiederum im Kontrast zu den bunten nicht weniger ernsten Werken von Judith Freise de Mattheis. Letztere zeigt unter anderem einen Zyklus zur Heimatlosigkeit von Flüchtlingen.
Einen ganz anderen Blick auf die Wirklichkeit boten wiederum die beiden Fotografinnen Marie Köhler und Inga Geiser. Geiser bannte dabei mit sehr lang belichteten Fotos aus Schweden - fast meditativ - Bewegungen in der Natur auf‘s Bild. Köhler beschäftigte sich mit virtuellen Beziehungen im Internet per sozialer Netzwerke und den dadurch beim Leser entstehenden Kopfbildern.
Etwa: Ein Foto von einer Frau mit Pferd erzählt von deren Internet-Eintrag zum Thema. Eine andere Person fotografiert Köhler wiederum geradezu modellhaft nachdenklich sitzend auf dem Sofa und drückt so ihre soziale Einsamkeit aus.
Bei einer solchen Vielzahl an Eindrücken machte am Ende die persönliche Auswahl das Rennen. Für den 3-jährigen Rafael war das schnell klar: „Da ist Nemo“ auf dem Bild. Das gefällt mir, erklärte er in Erinnerung an den gleichnamigen Zeichentrickfilm mit dem Clownfisch zum Werk „Unterwasserwelt“ von Birgit Donker. Seine Mutter Nicole mochte es etwas romantischer. Sie fand die vorüberziehende Landschaft des Grafik-Designers Michael Pischke am besten. „Das erinnert mich an die Toscana“, erklärte sie.
Die drei Organisatoren waren wiederum sehr zufrieden mit dem Ergebnis der Ausstellung. So fand Hensing, der selbst mit drei Holzskulpturen zum Thema „Exglut“ vertreten war: „Es ist uns gelungen, eine große Bandbreite von Kunst und Künstlern im heutigen Ruhrgebiet vorzustellen.“ Zoller merkte wiederum bildhaft an, dass man hier ein zartes Pflänzchen gepflanzt habe, das wachsen solle. Bei Gesprächen mit den Ausstellern und den Besuchern sei das immer wieder Thema gewesen. Teichmann freute sich vor allem über den guten Zuspruch. „Wir werden das wieder machen“, erklärte er. Der Sommer sei allerdings eine bessere Jahreszeit dafür. In den derzeit kaum beheizbaren Räumlichkeiten hielten es die Gäste nämlich nicht ganz so gut aus.
Die Trackback URL zu diesem Artikel ist: http://www.derwesten.de/services/trackbacks/article/4092256/create
|
|
|